Pilzerreger haben bei rissiger Haut und kleinen Verletzungen im Nagelbereich ein leichtes Spiel. Wer aber die Symptome rechtzeitig zu erkennen vermag, kann den Fuss- und Nagelpilz gezielt behandeln. Der Facharzt FMH Dr. med. Martin Kägi behandelt alle Hautkrankheiten und ist gleichzeitig der leitende Arzt der Hautzentrum Zürich AG. In folgendem Interview steht er Rede und Antwort.

Wie unterscheidet man Fusspilz von Nagelpilz?

Dr. med. Martin Kägi: Der Fusspilz, der durch sogenannte Fadenpilze (Dermatophyte) verursacht wird, ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Im Gegensatz dazu können beim Nagelpilz neben den Fadenpilzen auch Hefepilze die Ursache einer Infektion sein, allerdings eher seltener. Besonders an den Fussnägeln gedeiht der Nagelpilz gut.

Wie gelangt die Pilzinfektion an Nägel und Füsse?

Dr. med. Martin Kägi: Der Fuss- und Nagelpilz wird durch Pilzsporen oder pilzhaltige Hautschuppen überall dort übertragen, wo wir barfuss über den Boden laufen: Schwimmbäder, Umkleidekabinen, Fitnessclubs, Hotelteppiche, Sauna oder Hamam – das sind die besten Brutstätten für die Mikroorganismen, die uns lästig werden können. Aber auch das Tragen der Socken von mit Pilz infizierten Menschen ist eine Ansteckungsquelle.

Was sind die Symptome für den Fusspilz?

Dr. med. Martin Kägi: Generell sind Fusspilz-Symptome zu Beginn der Infektion auf die Haut beschränkt. Der Fusspilz siedelt sich gern in feuchten und warmen Gebieten an und befällt deswegen am häufigsten besonders die Zwischenräume der beiden kleinsten Zehen. Die Haut beginnt sich zu schuppen, löst sich ab und es entsteht dadurch ein unangenehmer Geruch. Häufig wird der Fusspilz zu spät bemerkt, weil sich am Anfang kaum bis keine Beschwerden äussern und der Juckreiz nur gelegentlich auftritt. Wird der Fusspilz nicht behandelt, kann er sich über den ganzen Fuss und über die Fusssohle ausbreiten, wodurch dann feinschuppige Hautveränderungen, Entzündungen und schmerzhafte Einrisse folgen können. Werden die Fusspilz-Erreger nicht behandelt, können diese in den Nagel übergehen und sich dort ausbreiten.

Wie erkennt man einen Nagelpilz?

Dr. med. Martin Kägi: Der Nagel bietet uns einen wichtigen Schutz und bereits eine kleine Verletzung im Nagelbereich kann den Erregern eine ideale Eintrittspforte bieten. Der Pilzerreger kann dann vom vorderen Rand unter den Nagel dringen und sich von dort aus ausbreiten. In selteneren Fällen beginnt die Erkrankung an der Nagelwurzel oder von der Seite des Nagels. Die ersten Anzeichen beim Nagelpilz ist die Glanzlosigkeit. Die gesunden Nägel verlieren ihren Glanz und werden stumpf und trüb. Durch den Pilzbefall verfärben sich die Nägel zudem weisslich oder grau. Ist der Nagel bakteriell superinfiziert, können zusätzlich gelbliche krümelige Nagelverfärbungen auftreten. Die Farbe kann auch bräunlich oder schwarz sein. Am häufigsten ist der grosse Zehennagel betroffen, theoretisch kann es aber jeden Nagel treffen.

Wer gehört zu der Risikogruppe und kann an Fuss- oder Nagelpilz erkranken?

Dr. med. Martin Kägi: Menschen mit erhöhtem Blutzucker (immunsupprimierte Diabetiker) und solche, die immer wieder Haut- und Nagelpilz haben, gehören zu der Risikogruppe. Durch Wärmestau in den Schuhen und Verletzungen der Haut sind aber auch Sportler besonders anfällig.

Wann sollte der Betroffene reagieren und zu wem sollte man gehen?

Dr. med. Martin Kägi: Fusspilz ist hoch ansteckend, deswegen sollte der Betroffene so schnell wie möglich bei der Apotheke seines Vertrauens nach geeigneten Mitteln fragen oder beim Hausarzt. Sollte die Behandlung mit Präparaten aus dem OTC-Markt nicht ausreichen, ist ein Gang zum Dermatologen anzuraten.

Wie wird der Fuss- oder Nagelpilz vom Dermatologen diagnostiziert?

Dr. med. Martin Kägi: Je nach Erkrankung wird eine Haut- oder Nagelprobe entnommen, mit einer speziellen Tinte eingefärbt und unter einem Mikroskop untersucht. Die Diagnose eines Pilzbefalls kann dann innerhalb von 24 Stunden festgestellt werden, weil die Hefe- oder Fadenpilze dann gut sichtbar sind. Ein Teil von dieser Probe wird dann in einer Kultur angesetzt, damit in 4 bis 6 Wochen die genaue Pilzart diagnostiziert werden kann.

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Bei Personen, die oft Turnschuhe tragen und daher häufig verschwitzte und feuchte Füsse haben, oder sehr enges, dicht schliessendes Schuhwerk, wird die Anfälligkeit für Fusspilz erhöht. Entscheiden Sie sich optimalerweise für Schuhe aus luftdurchlässigem, atmungsaktivem Material.

Wie wird der Fuss- oder Nagelpilz behandelt?

Dr. med. Martin Kägi: Bei einem gewöhnlichen Fusspilz reicht in der Regel eine lokale Behandlung mit Cremes, Salben, Lotionen, Sprays oder Puder aus. Beginnt man rechtzeitig mit der Behandlung, heilt die Fusspilzinfektion innert weniger Wochen ab. Um ein Wiederaufflammen zu verhindern, sollte man die Behandlung noch einige Wochen nach dem Abheilen des Pilzes fortsetzen.

Beim Nagelpilz verhält es sich anders: Sind der Nagelwall oder Nagelfalz betroffen oder mehr als 2/3 des Nagels, erfolgt durch Einnahme von antimykotischen Tabletten eine systemische Therapie oder man bekämpft den Nagelpilz mit einer Lösung.

Wie lange dauert die Fuss- oder Nagelpilzbehandlung?

Dr. med. Martin Kägi: Die Behandlung von Fusspilz dauert etwa 4 Wochen, die von Nagelpilz kann 4 bis 6 beanspruchen, wobei hier wichtig ist, sich an die Verordnung des Spezialisten zu halten. Die Medikamente dürfen keinesfalls frühzeitig abgesetzt werden.

Wie viele Menschen sind von Fusspilz und Nagelpilz betroffen?

Dr. med. Martin Kägi: Es liegen keine Daten dazu vor. Fuss- und Nagelpilz wird von Dermatologen allerdings täglich behandelt, weshalb wir davon ausgehen, dass jeder von uns mindestens einmal in seinem Leben einen Fuss- oder Nagelpilz bekommt – die einen sind anfälliger, die anderen weniger. Unsere Praxis wird allerdings mehr von Patienten aufgrund eines Nagelpilzes aufgesucht, weil dessen Behandlung schwieriger und langwieriger ist.

Wie kann man einem Fuss- oder Nagelpilz erfolgreich vorbeugen?

Dr. med. Martin Kägi: Um den Fuss- und Nagelpilz vorzubeugen, helfen einige grundlegende Massnahmen. Überall dort, wo Menschen barfuss laufen, besonders in Gemeinschaftsduschen und an öffentlichen Orten, sollte man Badeschlappen, Finken oder Flipflops tragen – das gehört zu der besten Prävention. Zudem wird ein regelmässiges Waschen von Füssen empfohlen, danach sollten vor allem die Zehenzwischenräume gut abgetrocknet werden. Wir empfehlen spezielle Pflegecremes oder Balsam zum Schutz der Füsse. Auch sollten die Nägel kurz geschnitten werden, um die Verletzungsgefahr der Haut zu vermindern. Präventive Massnahmen gehen allerdings über Körperhygiene hinaus. Vor, während und nach einer Fusspilz- oder Nagelpilzerkrankung sollten die Socken täglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, um die Pilzsporen abzutöten. Auch Bettwäsche sollte regelmässig gewechselt werden. Das gleiche gilt auch für Handtücher und Kleidung, die in Berührung mit der infizierten Stelle kommen. Bei Fusspilz oder Nagelpilz sollte auch an das Schuhwerk gedacht werden. Die Schuhe sollten jedes Mal gut durchgelüftet werden und falls sie nass sind, am besten an der Sonne trocknen lassen. Sprayen Sie die Innen- und die Aussenseite der Schuhe mit einem antimykotischen Schuhsprühmittel ein.

Weitere Informationen zum Thema Nagelpilz finden Sie hier. Wir wünschen einen pilzfreien Winter!

 

Quelle:
Vista Magazin