Im Volksmund werden Schmerzen in den Knochen oder in den Gelenken als Rheuma bezeichnet, ganz egal welche Ursachen diese haben. Dabei ist Rheuma ein Sammelbegriff für etwa 500 verschiedene, schmerzhafte Erkrankungen, die Muskeln und Gelenke betreffen. In unserem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige über Rheuma und rheumatische Beschwerden.

„Meine Knie schmerzen, ich habe sehr starkes Rheuma.“ Solche Sätze hören wir fast täglich. Kein Wunder, nicht umsonst zählt Rheuma in der Schweiz zur Volkskrankheit Nr. 1, von der etwa 2 Millionen Menschen betroffen sind. Aber Rheuma ist nicht gleich Rheuma! Rheuma (oder Rheumatismus) ist ein Sammelbegriff für etwa 500 unterschiedliche Allgemeinerkrankungen, weshalb man sie auch als „Rheumatischen Formenkreis“ bezeichnen kann. Die grosse Anzahl dieser Erkrankungen lässt sich unterschiedlich gliedern, es ist also lohnenswert, Ordnung in das Durcheinander zu bringen.

Einteilung von Rheuma nach Ursachen

Da Rheuma verschiedene Erkrankungen erfasst, können die Ursachen unterschiedlich sein:

  • Ausgelöst durch Infektion
  • Durch Stoffwechselprobleme
  • Bewirkt durch ein fehlgeleitetes Immunsystem (Autoimmunkrankheit).

Zudem kann die Erkrankung aufgrund der Entstehung eingeteilt werden: entzündlich, degenerativ oder funktionell. Die Anatomie kann dabei auch ein hilfreiches Zusatzkriterium sein: Sind Bänder, Sehnen, Gelenke, Muskeln, Knochen oder Wirbelsäule betroffen?

In den meisten Fällen befällt Rheuma Binde- und Stützgewebe des Bewegungsapparats. In vielen Fällen besteht eine systemische Beteiligung, d.h. dass auch innere Organe wie Nieren, Herz, aber auch Haut und das zentrale Nervensystem beteiligt sind.

Einteilung nach Rheuma-Arten

Rheumatische Erkrankungen können in jedem Alter auftreten und die genaue Ursache der verschiedenen Rheuma-Erkrankungen ist weitgehend unbekannt. Entscheidend für den Krankheitsverlauf sind daher frühe Diagnosestellung und sofortiger Therapiebeginn. Dabei kann diese verständliche Einteilung vielleicht helfen:

Degenerative Veränderungen

Dabei handelt es sich um die häufigste Ursache von Rheuma, von der vorwiegend ältere Patienten betroffen sind, aber auch Unfall-Patienten oder OP-Patienten.

Bsp.: Arthrose, Diskushernie

Weichteilrheuma

Entsteht bei monotonen (Bildschirm-) Tätigkeiten, Überlastungsbeschwerden beim Sport  usw.

Bsp.: Fibromyalgie, Zerrungen, Verspannungen

Entzündlich-rheumatische Systemerkrankung

Darunter versteht man eine Reihe chronisch entzündlicher Erkrankungen, die meist auf einem Autoimmunprozess beruhen: Vererbte Komponenten kombiniert mit Allgemeinsymptomen, immunologische Störungen, Befall innerer Organe usw.

Bsp.: Morbus Bechterew, Rheumatoide Arthritis (RA)

Stoffwechselkrankheiten

Wegen der Überalterung der Bevölkerung ist in den letzten Jahren die Anzahl der Stoffwechselkrankheiten, die mit muskuloskelettalen  (Muskulatur und Skelett betreffenden) Beschwerden einhergehen, gestiegen.

Bsp.: Gicht, Osteoporose

Pararheumatische Erkrankungen

Ähnliche Symptome wie bei Rheuma, ist aber etwas ganz Anderes.

Bsp.: Bakterielle Infekte an den Gelenken und an der Wirbelsäule

Schmerzkrankheiten (im eigentlichen Sinne)

Mehrere Ursachen, wobei die Psyche immer beteiligt ist.

Bsp.: Chronische Schmerzen

Phasen und Symptome von Rheuma

In der Anfangsphase, der sogenannten Latenz-Phase, können rheumatische Erkrankungen keine oder nur wenige Symptome zeigen. Die 5 Hauptsymptome in der Aktiv-Phase sind die folgenden:

  • Rötungen
  • Schwellungen
  • Schmerz
  • Erhöhte Temperatur
  • Funktionseinschränkung

Typisch dabei sind vor allem Muskel- und Gelenkschmerzen. Treten diese in einer Ruhephase auf (z.B. beim Schlafen in der Nacht), deutet es auf eine entzündlich-rheumatische Erkrankung hin. Wenn die Schmerzen unter Belastung oder beim Anlaufen auftreten, könnte es sich um eine degenerative Erkrankung (z.B. Arthrose) handeln. Dabei ist ein geschwollenes Gelenk ein wichtiges Alarmzeichen. Die Untersuchung vom Gelenkerguss ist ein gutes diagnostisches Mittel, bei der die Ärzte eine Gelenkpunktion mit der Spritze durchführen können, um z.B. Gicht festzustellen.

Weitere mögliche Symptome sind:

  • Gelenksteifigkeit und Gelenkdeformitäten (typisch bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA))
  • Schwäche, Fieber und Appetitlosigkeit können ein wichtiger Hinweis darauf sein, wie aktiv die Erkrankung ist.
  • Organe wie Augen, Herz, Schleimbeutel und Haut können schmerzhaft entzündet sein.

Diagnose und Behandlung von Rheuma

Die Rheuma-Therapie richtet sich nach den unterschiedlichen Ursachen. Dabei muss eine exakte Untersuchung durch einen erfahrenen Spezialarzt durchgeführt werden. Auch dann kann es unter Umständen Jahre dauern, bis die richtige Diagnose gestellt werden kann.

Von grosser Bedeutung sind daher Laboruntersuchungen (z.B. Rheuma-Faktoren, Blutsenkungsgeschwindigkeit usw.), um die Erkrankung noch weiter eingrenzen zu können. Wichtig sind aber auch Röntgenuntersuchungen bis hin zum CT und MRI.

Je nach Krankheitsaktivität und –stadium muss der Rheumatologe die Therapie für jeden einzelnen Patienten nach Mass zusammenstellen und bei Bedarf anpassen. Dabei stehen Wirkstoffe wie Paracetamol, Diclofenac, Etoricoxib und Ibuprofen sowie weitere Schmerzmittel zur Verfügung. Kortikosteroide (z.B. Kortison) in Form von Tabletten, Injektion oder als Creme sind bei einer Rheuma-Behandlung kaum wegzudenken, da sie nicht nur zu einer schnellen Symptomlinderung führen, sondern gleichzeitig die Entzündungsaktivität reduzieren. Die positiven Effekte stehen aber einer Angst vor Nebenwirkungen gegenüber, die sich vor allem bei länger andauernden Tabletten-Therapien zeigen können. Deshalb braucht es in den meisten Fällen eine Einschätzung durch den Arzt.

In den letzten 10 bis 15 Jahren haben sich Biologicals in der Therapie der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (z.B. der RA) bewiesen. Diese kommen zum Einsatz, wenn die Basistherapeutika versagen oder Risikofaktoren vorliegen. Dabei handelt es sich um molekularbiologisch hergestellte Wirkstoffe, die direkt in Entzündungsprozesse eingreifen und die vom körpereigenen Immunsystem produzierten Entzündungsstoffe in ihrem Wirken blockieren.

Neben der medikamentösen Behandlung spielen bei rheumatischen Erkrankungen folgende Behandlungsmöglichkeiten auch eine grosse Rolle:

  • Triggerpunkt-Behandlung
  • Physiotherapie
  • Taping
  • Bandagierung
  • Dry Needling
  • Massagetechniken
  • Ernährungsumstellung

Tipps und Selbsthilfe bei Rheuma

Heute stehen viele wirksame Medikamente zur Verfügung, die den Krankheitsverlauf stark verlangsamen können. Eine Heilung ist jedoch nicht möglich. Allerdings können neben den o.g. Behandlungen folgende Massnahmen Ihren Alltag erleichtern:

Pflanzliche Arzneimittel und gesunde Ernährung bei Rheuma

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Heilerde ist reich an Kupfer, Selen, Mangan und Zink, die alle eine hemmende Wirkung auf Entzündungsreaktionen haben. Die Spurelemente schützen den Knorpel vor Abbau. Regelmässige Wickel lindern die Rheuma-Beschwerden.

Es gibt eine Reihe von Heilpflanzen mit Wirkstoffen, die bei rheumatischen Erkrankungen eine spürbare Besserung bringen. So haben sich z.B. Extrakte aus Teufelskrallenwurzeln, Brennnesselblättern und Weidenrinde als wirksam erwiesen. Daneben ist eine gesunde Ernährung mit viel Vitamin C und E, aber auch D und Kalzium besonders wichtig. Nahrungsergänzungen und eine ausgewogene Verteilung von sauren und basischen Nahrungsmitteln können den Gelenken helfen.

Wärme- und Kälte-Behandlungen

Bei chronisch-entzündeten Gelenken kann Wärme den Schmerz dämpfen:

Bei akut entzündeten Gelenken kann Kälte schmerzlindernd, entzündungshemmend und abschwellend wirken:

  • Tauchen Sie das schmerzende Körperteil in kaltes Wasser ein.
  • Machen Sie einen Quark-Wickel oder einen Wickel aus kalt angerührter Heilerde.
  • Legen Sie eisgekühlte Gelpackungen oder gekühlte Handtücher um die schmerzende Stelle.

Bewegung bei Rheuma ist unerlässlich

Auch wenn jede Bewegung schmerzt, ist die Medizinische Trainingstherapie (MTT) ein wichtiger Bestandteil der Rheumabehandlung. Dazu gehört auch Ausdauertraining. Hier sollte man vor allem darauf achten, die Gelenke nicht zu überfordern. Durchbrechen Sie den Teufelskreis so früh wie möglich, weil die Schmerzen oft zu Schonhaltung führen, die ihrerseits zu reduzierter Bewegung und zum Muskelabbau führt. Das könnte dazu führen, dass die Gelenke instabiler werden und deswegen noch mehr schmerzen.

Entspannungsübungen wie Yoga, Autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation belasten dabei Gelenke, Muskeln und Sehnen, ohne diese zu überlasten und sorgen dafür, dass diese möglichst lange beweglich bleiben.

Als gelenkschonende Sportarten gelten aber auch Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking.

Immer häufiger verwenden Spezialisten heutzutage wirksame Methoden der Komplementärmedizin, z.B. Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und die Neuraltherapie, die viel dazu beitragen können, die Schmerzen zu lindern und dem Patienten Lebensqualität zurück zu bringen. Wichtig dabei ist, dass der Schulmediziner und der Komplementärmediziner von den Arbeiten des anderen wissen.

 

Quellen:
Vista Magazin
Rheumaliga.ch
Netdoktor.ch
Avogel.ch