Jeder von uns kann Zeuge eines medizinischen Notfalls werden oder selbst im Notfall Hilfe benötigen. Unser Verhalten und das unserer Mitmenschen kann darüber entscheiden, ob das Überlebensrisiko abgewendet werden kann. Laien sollten in solchen Situationen aber nur wenige Massnahmen durchführen. Lesen Sie in unserem Beitrag, was Sie im Notfall tun können, um Leben zu retten und Folgeschäden zu vermeiden.

Banale Notfälle gibt es nicht, erklärt Prof. Dr. med. Joseph Osterwalder, der seit 1987 Leiter der Zentralen Notfallaufnahme am Kantonsspital St. Gallen ist. Aber was ist ein Notfall? „Wenn eine Person das Gefühl hat, sofort medizinische Hilfe zu benötigen oder dass eine andere Person unverzüglich Hilfe benötigt.“ Oft liesse sich der Schweregrad eines Notfalls erst nach einer gezielten Befragung erkennen.

Hilfe im Notfall auch per Telefon

In Notfallsituationen wendet man sich an eine Stelle, von der man Hilfe erwartet, sei es Hausarzt, Spital oder telefonische Hilfe über die Nummer 144. Schätzungsweise 40% aller Notfälle können über das Telefon von speziell ausgebildeten Ärzten in Callcentern abgewickelt werden, ohne dass die Notaufnahme aufgesucht werden muss. Wichtig dabei ist es, Störungen und Erkrankungen zu erkennen und rechtzeitig zu handeln, um Folgeschäden oder gar den Tod zu verhindern.

Was tun beim Verkehrsunfall?

Unfälle im Strassenverkehr sind leider an der Tagesordnung. Dabei soll ein Laie nur wenige, aber dafür die richtigen lebensrettenden Massnahmen ergreifen:

  1. Schützen Sie sich selbst und andere. Sichern Sie die Unfallstelle: Stellen Sie den Warnblinker ein und das Warndreieck auf.
  2. Fordern Sie sofort Hilfe an: Polizei und je nach Situation die Ambulanz.
  3. Kümmern Sie sich um den Verletzten und schauen Sie, dass dieser nicht erstickt oder verblutet.

Sollte der Verletzte stark bluten, darf das betroffene Körperteil nicht abgebunden werden, da das gesunde Gewebe sonst Schaden erleiden kann. Am besten drücken Sie mit einem Tuch direkt auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen und damit das Verbluten des Opfers zu verhindern. Danach kann ein Druckverband angelegt werden. Wenn Sie den Verdacht auf einen Wirbelsäulenbruch haben, so dürfen Sie den Verletzten nicht bewegen, da sonst Gefahr für die Auslösung von Lähmungen besteht. Um die Atemwege von bewusstlosen oder erbrechenden Personen zu befreien, sollten diese in einer Linie ("en bloc") vorsichtig auf die Seite gedreht werden. Zudem ist es sinnvoll, die Verletzten vor Kälte und Regen zu schützen. Mehr sollten Laien nicht machen.

Unser Tipp: Bei stumpfen Verletzungen hilft ein kühlendes Pflaster, das Anschwellen zu verhindern, es kühlt die Haut und wirkt schmerzlindernd.

Erste Hilfe bei Verbrennungen

  • Der betroffene Körperteil sollte 10 bis 15 Minuten mit lauwarmem Wasser gekühlt werden.
  • Sind grössere Flächen der Gelenke betroffen, sollte die Wunde auf jeden Fall einem Spezialisten gezeigt werden.
  • Auf gar keinen Fall darf die Kleidung von der Haut gerissen werden, wenn Sie Feuer gefangen hat.
  • Beim Kühlen von grossflächigen Verbrennungen ist Vorsicht geboten, da sonst die Gefahr einer Unterkühlung besteht. Tragen Sie auf gar keinen Fall „Hausmittel“ wie Salben, Öl oder Mehl auf die verbrannten Stellen auf und alarmieren Sie in solchen Fällen sofort die 144. Bei leichten Verbrennungen kann ein Gel aufgetragen werden.
  • Entstandene Blasen bei kleineren Wunden dürfen nicht aufgestochen werden, stattdessen kann man diese mit einem medizinischen Gel behandeln.

Hilfe bei Atemnot

Achten Sie bei Atemnot besonders darauf, ob die Person, die etwas verschluckt hat, noch reden oder schreien kann. In diesem Fall bekommt der Betroffene noch genügend Luft. Man sollte deswegen auf gar keinen Fall der Person auf den Rücken klopfen, weil dadurch der Fremdkörper noch tiefer in die Luftröhre gelangen kann. Stattdessen sollte der Betroffene zum Husten angehalten werden.

Wenn die Person nicht mehr sprechen kann, soll sofort die 144 alarmiert werden. Wenn Sie vorher den „Heimlich-Griff“ geübt haben, kann dieser angewandt werden. Bitte achten Sie besonders darauf, diesen richtig anzuwenden: Oberhalb des Bauchnabels und nicht unterhalb des Brustbeins. Laien sollen – wie bei der Herzmassage – auf den Brustkorb drücken.

Hilfe bei Kreislaufstillstand

Wer den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt und sonst auch kaum Sport treibt, fordert sein Herz und die Gefässe nicht ausreichend.

In Reanimationskursen können wir lernen, wie man sich bei einem Kreislaufstillstand richtig verhält:

  • Prüfen Sie bei einer zusammengebrochenen Person, ob sie ansprechbar ist.
  • Kontrollieren Sie gleichzeitig, ob sich der Brustkorb bewegt und die Atmung normal ist.
  • Fordern Sie über die 144 sofort Hilfe an.

Beim Kreislaufstillstand sollten Laien von der Beatmung absehen und dafür sofort mit der Herzmassage beginnen und solange weitermachen, bis die Rettungssanitäter da sind. Wenn ein Defibrillator in der Nähe ist, sollte dieser zwingend geholt werden.

Schlaganfall – Wenn jede Minute zählt

Mit einem einfachen Test (FAST, also auf Deutsch: Schnell) lässt es sich schnell beurteilen, ob eine Person einen Schlaganfall erlitten hat.

F    Face (Gesicht) – Kann der Betroffene natürlich lächeln oder ist das Lächeln in einer Gesichtshälfte gestört?

A    Arm – Bitten Sie den Betroffenen, beide Arme mit nach oben gedrehten Handflächen auszustrecken und dabei die Augen zu schliessen. Beobachten Sie, ob die Person diese Stellung halten kann oder sich dabei der eine Arm nach unten bewegt und sich dabei dreht.

S    Speach (Sprechen) – Sprechen Sie mit dem Betroffenen und beobachten Sie, ob seine Aussprache klar oder verwaschen und undeutlich ist.

T    Time (Zeit) – Beim Verdacht auf einen Schlaganfall zählt jede Minute, weshalb Sie unverzüglich die 144 alarmieren sollten.

Wenn bei einer betroffenen Person innerhalb von 3 bis 4,5 Stunden die richtigen Massnahmen eingeleitet werden, besteht die Chance, dass sich diese vom Schlaganfall erholt – so Prof. Osterwalder.

Hilfe beim Herzinfarkt

Die Ursache bei einem Herzinfarkt ist ein Blutgerinnsel, das ein Herzkranzgefäss stark verengt oder verstopft. Herzinfarkte können dabei unterschiedlich verlaufen: Einige lösen gar keine Beschwerden aus. Die Mehrheit der Betroffenen klagt aber über sehr starke Schmerzen. Klassische Symptome sind:

  • Heftiger Druck und klemmender Schmerz in der Brust mit Ausstrahlung in den linken Arm und in den Hals
  • Atemnot
  • Kalter Schweiss

Bei Frauen und älteren Menschen kann sich der Herzinfarkt aber auch hinter Erschöpfung, Erbrechen, Übelkeit, Oberbauchschmerzen und Atemnot verstecken. Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt sollte ohne Umschweife die Nummer 144 kontaktiert werden. Schnelle Hilfe beim Herzinfarkt ist unerlässlich, nur dann kann der Betroffene von den grossen Fortschritten der Behandlung profitieren.

Umfassende Informationen zum Thema Herzinfarkt und Schlaganfall finden Sie auf der Website der Schweizerischen Herzstiftung.

 

Quellen:
Vista Magazin
beobachter.ch