Fast jeder unter uns hat im Laufe des Lebens einmal Probleme mit Hämorrhoiden und dennoch sind gesundheitliche Probleme unterhalb der Gürtellinie heute wie damals mit Scham behaftet. Hämorrhoiden können lästiges Jucken, Nässen, Brennen, Bluten und Schmerzen beim Stuhlgang hinterlassen, weshalb jeder Betroffene einen Spezialisten konsultieren sollte.

Dr. med. Friederike Remmen, Fachärztin für Chirurgie, von proctomed (Arztpraxis für Darm- und Enddarmerkrankungen des Chirurgischen Zentrums der Klinik im Park in Zürich) erklärt, dass viele Menschen einmal in ihrem Leben an Beschwerden im Analbereich leiden. Dabei besitzt jeder von uns Hämorrhoiden. Die feinen Gefässpolster befinden sich am oberen Ende des Analkanals und sind „für die Feinkontinenz wichtig und in der Lage, kleinste Mengen Luft und Flüssigkeit im Analkanal zurückzuhalten.“ Dabei dichtet dieses „Polster“ den Darm von aussen ab und erst wenn sich dieses Polster erweitert und/oder sich nach unten verlagert, spricht man von Hämorrhoiden.

Hämorrhoiden erkennen

Kommt es zur Vergrösserung der Hämorrhoiden, bleiben diese dennoch oft unbemerkt. Erst anhand von folgenden Zeichen kann man diese erkennen:

  • Blutauflagerungen auf dem Stuhl
  • Blutspuren auf dem WC-Papier
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Stuhlschmieren

Oft treten sie mit Juckreiz und Brennen auf und je nach Stadium können Hämorrhoiden auch austreten.

Verschiedene Stadien von Hämorrhoidalleiden

In der Medizin wird das Hämorrhoidalleiden in folgende Stadien unterteilt:

  • Stadium 1: Die Schwellung der Hämorrhoiden ist äusserlich nicht sichtbar und innerlich mit dem Anorektoskop erkennbar. Es treten dabei kaum Beschwerden auf, weshalb die Hämorrhoiden nur zufällig entdeckt werden können. Ein Zeichen für dieses Stadium können leichte Blutungen nach dem Stuhlgang sein.
  • Stadium 2: Der Hämorrhoidal-Schwellkörper ist in diesem Stadium leicht vergrössert und schiebt sich beim Pressen durch den After. Nach dem Stuhlgang zieht sich dieser allerdings selbstständig wieder zurück. Die Hämorrhoiden können dabei von Beschwerden wie Jucken, Brennen und leichten Blutungen begleitet werden.
  • Stadium 3: In diesem Stadium treten Hämorrhoiden beim Stuhlgang heraus und können nur noch mit dem Finger in den inneren Analbereich zurückgeschoben werden. Die Betroffenen leiden dabei unter Schmerzen. Ebenfalls kann es zu Nässen, Schleimabgängen, Blutungen und Stuhlspuren in der Wäsche kommen.
  • Stadium 4: Die Hämorrhoiden sind nun so gross, dass sie dauerhaft aus dem Analkanal heraustreten und nicht mehr zurückgeschoben werden können. Betroffene leiden dabei unter unangenehmem Juckreiz, Schmerzen, Blutungen, Schleimabgängen, Nässen und Stuhlspuren in der Wäsche. Auch wird oft ein anhaltendes Druckgefühl im Afterbereich verspürt.

Ursachen und Diagnose von Hämorrhoiden

Laut Dr. med. Friederike Remmen können Hämorrhoiden durch vielerlei Ursachen hervorgerufen werden:

  • Chronische Verstopfung
  • Starkes Pressen erhöht z.B. den Druck auf die Blutgefässe im Darm, weshalb es zu einem Blutrückstau kommen kann, wodurch sich die Gefässe knotig nach vorne wölben.
  • Lange Verweildauer auf der Toilette
  • Häufige Durchfälle wirken sich negativ auf die Hämorrhoidalgefässe aus (u.a. auch die Einnahme von Abführmitteln über einen längeren Zeitraum).
  • Altersbedingte oder vererbte Bindegewebsschwäche
  • Übergewicht
  • Ballaststoffarme Ernährung, die zu Verstopfungen und zu hartem Stuhl führen kann.
  • Schwangerschaft
  • Bewegungsmangel

Hämorrhoiden sind heilbar und können gut behandelt werden. Wichtig dabei ist es, sich nicht dafür zu schämen und frühzeitig einen Spezialisten zu konsultieren. Die erste Anlaufstelle ist meist der Apotheker. Sollte mit den vom Apotheker empfohlenen Mitteln keine Besserung auftreten, empfehlen wir einen Gang zum Spezialisten (Gastroenterologen, Facharzt für Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes oder zum Proktologen).

Bei der Diagnose wird oft nach Beschwerden, Lebensgewohnheiten und der Vorgeschichte gefragt. Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung, die zwar unangenehm sein kann, dafür aber schmerzlos. So können effektive Behandlungsmethoden in Betracht gezogen werden.

Behandlungsmöglichkeiten der Hämorrhoiden

Das Hämorrhoidalleiden kann prinzipiell gut behandelt werden, trotzdem sollte man mit der Therapie so früh wie möglich beginnen. Dr. med. Friederike Remmen setzt dabei auf konservative Therapie, bei der der Stuhl mit einer ballaststoffreichen Ernährung und ggf. durch einen Stuhlweichmacher reguliert wird. Dabei kann mit Zäpfchen, Analtampons, Cremes und lokalen Betäubungsmitteln gegen angeschwollene Hämorrhoidal-Schwellkörper vorgegangen werden. Die Methode bekämpft allerdings nicht immer die Ursache und sollte daher nicht dauerhaft angewandt werden. Je nach Ausprägung und Grad der Schwellung können verschiedene Behandlungsmöglichkeiten eingeleitet werden.

Therapie im Stadium 1 und 2

In diesen Stadien besteht die Möglichkeit einer Sklerosierung, bei der die Hämorrhoiden vom Arzt mit einem speziellen Wirkstoff unterspritzt werden. Das Gewebe wird dadurch verödet und schrumpft.

Eine andere Methode ist die Gummibandligatur, bei der die Hämorrhoiden mit einem Gummiring abgeschnürt werden. Dadurch wird das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und stirbt ab. Bei beiden Methoden wird ein Schrumpfen des Hämorrhoidalpolsters herbeigeführt.

Bei einer weiteren Methode, der Recto-Anal-Repair-Methode, wird die vergrösserte Hämorrhoide umstochen und das Analgewebe gerafft (ähnlich einem Lifting-Effekt). Nichts desto trotz können sich anschliessend dennoch vergrösserte Hämorrhoiden bilden.

Therapie im Stadium 3 und 4

In diesen Stadien können Hämorrhoiden nur durch eine Operation beseitigt werden, um Symptome und Beschwerden dauerhaft zu beseitigen. Die Methode wird dabei mit dem betroffenen Patienten individuell besprochen.

Was tun bei Hämorrhoidalleiden?

Ein gesunder und abwechslungsreicher Lebensstil hat nicht nur langfristig positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sondern unterstützt auch den normalen und gesunden Ablauf der Verdauung und Ausscheidung. Dabei trägt eine ballaststoffreiche Ernährung dazu bei, dass der Stuhl die richtige Konsistenz hat und beim Ausscheiden keine Probleme verursacht.

Ballaststoffe, welche  besonders in Gemüse und Vollkorngetreide enthalten sind, unterstützen die gesunde Darmtätigkeit.

Eine weitere Massnahme ist eine ausreichende Wasserzufuhr. Insbesondere Wasser und ungesüsste, verdauungsfördernde Tees unterstützen unseren Körper bei der Produktion von normal weichem Stuhl.

Regelmässige Bewegung – vor allem an der frischen Luft – trägt viel zu einem gesunden Lebensstil bei. Übergewicht sollte gemieden werden.

Schwangeren Frauen kann ein regelmässiges Beckenbodentraining helfen, Hämorrhoiden vorzubeugen.

Eine hohe Stuhlhygiene ist nicht nur vorbeugend, sondern hilft ebenfalls bei bestehenden Beschwerden. Achten Sie darauf, dass Sie den Stuhl nicht unterdrücken und vermeiden Sie starkes und langes Pressen beim Stuhlen. Nach dem Stuhlen sollte die Analregion am besten mit weichem Toilettenpapier und warmem Wasser gereinigt werden.

Sollten sich die Symptome nicht verbessern, raten wir einen frühzeitigen Besuch beim Spezialisten.

 

Quellen:
Vista Magazin
Netdoktor.de