Jede dritte Person in der Schweiz hat Schnarchprobleme. Das laute «Sägen» kann nicht nur die Schlafqualität mindern, sondern erhebliche soziale Probleme auslösen. Es lohnt sich, rechtzeitig gegenzusteuern und sich beraten zu lassen. Im Interview mit Frau Prof. Dr. med. Monika Gericke-Estermann (FMH ORL, spez. Hals- und Gesichtschirurgie, plastische und ästhetische Operationen, in Zürich) erfahren Sie hier die Antworten zu den wichtigsten Fragen rund ums Thema Schnarchen. 

g-g: Wie entsteht das Schnarchen?

M. G.-E.: Während des Schlafs entspannt sich die Muskulatur in den Rachenweichteilen, der Zunge und dem Halszäpfchen. Werden diese Strukturen durch den Atemfluss in Vibrationen versetzt, entstehen unterschiedliche Geräusche. Besonders in Gebieten, die von Weichteilen umgeben sind, kann es bei einer Behinderung der Atmung durch Engstellen zu lauten Vibrationsgeräuschen kommen. Als Ursache können ein sehr langes Halszäpfchen, Polypen in der Nase und vieles mehr vorliegen.

In Rückenlage kommt es ebenfalls häufiger zu Schnarchgeräuschen. Viele Schnarcher schlafen oft sehr unruhig und sind tagsüber müde, können sich schlecht konzentrieren, neigen zu vermehrter Einschlaftendenz und können unter einem erhöhten Blutdruck leiden.

g-g: Ist das Schnarchen ein gesundheitliches Problem?

M. G.-E.: Das banale Schnarchen ist keine Erkrankung. Schnarchgeräusche können jedoch sehr laut sein und zu grossen Problemen in einer Beziehung führen. Häufig stellt das Schnarchen auch ein gesundheitliches Problem für die Betroffenen dar: Dann, wenn es mit vermehrten Atempausen verbunden ist und dieses sogenannte Schlafapnoe-Syndrom unerkannt bleibt und nicht behandelt wird. Beim Schlafapnoe-Syndrom kann es durch längere wiederholte Atemstillstände zu Abfällen des Sauerstoffgehalts im Blut kommen. Die Stillstände lösen eine vermehrte Weckreaktion aus, die zu einer Ausschüttung von Adrenalin führt.

Langfristig erhöht dies das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es kommt auch oft zu einer vermehrten Tagesmüdigkeit und weiteren gesundheitlichen Beschwerden. Besonders gefürchtet ist die vermehrte Einschlaftendenz bei Personen, die ein Fahrzeug lenken. Liegt kein Schlafapnoe-Syndrom, sondern nur ein banales Schnarchen vor, können verschiedene Behandlungen zur Reduktion der Schnarchgeräusche erfolgen.

g-g: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

M. G.-E.: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Reduktion der Schnarchgeräusche. Da Übergewicht eine häufige Ursache des Schnarchens ist, kann eine Gewichtsreduktion um wenige Kilos bereits sehr viel bewirken.

Da Schnarchen verstärkt nach Alkoholkonsum und der Einnahme von bestimmten Medikamenten auftritt, sollte auf beides verzichtet werden (Medikamente nie ohne Absprache mit dem Arzt absetzen). Bei einer schweren Behinderung der Nasenatmung lohnt es sich, eine genaue fachärztliche Untersuchung durchführen zu lassen und die verschiedenen Therapieoptionen zu evaluieren. In leichteren Fällen können Spangen für den Gaumen, Zahnschienen und Rachensprays hilfreich sein.

Schnarchen

Gefährlich: Müdigkeit am Steuer. Gute Schlafqualität verhilft zu guter Wachqualität, unter anderem dank schnarch-freien Nächten.

Behandlung der verschiedenen Schnarch-Ursachen

Mit welchen Massnahmen bei welchen Ursachen können wir das Schnarchen reduzieren oder eliminieren? Folgende Empfehlungen können helfen:

Gewichtsreduktion

Alkoholkonsum reduzieren

  • Reduktion des Alkohol-Konsums (führt gleichzeitig zu Gewichtsreduktion, siehe oben)
  • 3-4 Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol mehr trinken

Zigarettenkonsum reduzieren

  • Die letzte Zigarette mindestens 4 Stunden vor dem Schlafengehen rauchen
  • Die wirksamste Massnahme wäre das Rauchen ganz aufzugeben

Erkältungen und Allergien vorbeugen

  • Staubmilben in Schach halten durch Sauberhalten der Oberflächen, besonders in der Schlafumgebung (durch häufiges Staubsaugen, Waschen der Bettbezüge und Staubwischen)
  • Vermeiden, dass Haustiere auf Sitzmöbel und in die Betten kommen, da dies Tierallergien verstärken kann
  • Bei Heuschnupfen die Kleidung häufiger waschen und die Fenster geschlossen halten
  • Bei häufigen Erkältungen und verstopfter Nase: gesunde Ernährung und viel trinken (Wasser und ungesüsste Tees), um das Immunsystem zu stärken

Medikamenten-Einnahme

  • Wenn Sie sedierende Medikamente einnehmen fragen Sie Ihren Arzt, ob es eine Alternative gibt, die weniger muskelentspannend wirkt
  • Setzen Sie keine verordneten Medikamente ab ohne vorher mit Ihrem Arzt darüber gesprochen zu haben

Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

  • Eine Gewichtszunahme in der Schwangerschaft ist vollkommen natürlich. Um den Einfluss der Gewichtszunahme auf das Schnarchen zu begrenzen, sollten Sie darauf achten, nicht mehr Gewicht zuzunehmen als von Ihrem Arzt empfohlen wird.

Schlafposition verändern

  • Wenn Sie vermehrt schnarchen wenn Sie auf dem Rücken liegen, sollten Sie versuchen in anderen Positionen zu schlafen, beispielsweise in der Seitenlage.
  • Ein Kissen, welches Kopf und Hals in eine gestreckte Position bringt kann zu einem zusätzlichen Freihalten der Atemwege führen.

Bei weiteren Fragen zum Schnarchen stehen wir Ihnen sehr gerne zur Verfügung und helfen Ihnen bei der Auswahl der passenden Anti-Schnarch-Produkte. Schlafen Sie gut.

 

Quellen:
Vista Magazin
snoreeze.ch
faceclinic.ch